Am 17.11.2018 wurden die Ortstellen Bad Ischl und Bad Goisern um 15h zu einer erweiterten Bergeübung alarmiert: Das Alarmszenario stellte ein technischer Defekt mit nachhaltigem Stillstand der Katrin-Seilbahn dar. Laut erster Meldung waren 12 Gondeln mit insgesamt 19 Personen besetzt. Während die Seilbahnbediensteten mit der Seilbahn spezifischen Ausrüstung die ersten beiden Gondeln evakuierten, koordinierten die Einsatzleiter von Ischl und Goisern die alarmierten Bergretter der beiden Ortstellen. Neben den eigenen Einsatzfahrzeugen unterstützte dankenswerter Weise das MTF Fahrzeug der FF Bad Ischl mit Fahrer Pilstl den Shuttle-Dienst und den Transport der Mannschaften zum Sammelpunkt in der Ponaueben. Zusätzlich standen Quad-Einsatzfahrzeuge der beiden Ortstellen und der Katrinseilbahn- GmbH zur Verfügung. Die Übungsannahme ging von Gondeln im Bereich schwer erreichbarer Stützen aus, um Anmarsch, Zeitressourcen und Abtransport möglichst realistisch darzustellen. Bei den jährlich vorgeschriebenen und durchgeführten Bergeübungen wird einfacherweise aus Gondeln im Bereich der Ruine Wildenstein geborgen. Dabei geht es rein um die die sichere Seiltechnik.
Da im Ernstfall auch aus dem sehr schwierigen weglosen Gelände unterhalb des Seilverlaufes bereits abgeseilte Personen sicher zum befahrbaren Bereich zu bringen sind, stellt das für die gesamte Logistik eine besondere Herausforderung dar. Das Altersspektrum der „Opfer“ reichte vom Kind bis zu Gästen der Seilbahn mit über 80 Jahren – also auch der täglichen Realität entnommen. Erschwerend waren die frostigen Temperaturen als auch die einbrechende Dunkelheit. Jeder Handgriff musste sitzen! Die einzelnen Bergeteams bestiegen die Stützen und sicherten einen Bergretter, der entlang des Trage- und Zugseils mit einer speziellen Rolle zur nächsten Gondel rutschte. Nach Erreichen der Gondel seilte sich der Retter zur Türe ab, öffnete sie und begann mit dem Anlegen des so genannten Petzldreiecks. Durchsagen über die Lautsprecher der Seilbahn hatten die Gäste bereits informiert.
Trotzdem erlitt ein Gast eine – allerdings perfekt gespielte – Panikattacke und der eingesetzte Bergretter musste sein gesamtes Können einsetzen, um die Bergung sicher durchzuführen. Ein zweiter Gast wollte sich durch einen „Sprung“ aus der Gondel in Sicherheit bringen – die Höhe von 10m unterschätzend. „Schwer verletzt“ wurde die junge Frau im schwierigen Gelände medizinisch versorgt und mittels Trage abtransportiert.
Es kann jeweils nur einer nach den anderen abgeseilt werden. In der Zwischenzeit erhielten die anderen Gondelinsassen nicht nur Information, sondern auch heißen Tee und Wärmepackungen vom „Türöffner“. Nach vollständiger Räumung fuhr der Retter am Seil entlang weiter zur nächsten Gondel – gesichert durch einen Kameraden am Boden. Durch die Abstände der Gondeln und Stützen wurden teilweise große Seilreserven benötigt.
Die Geborgenen wurden durch Transporttrupps des BRD zu Sammelplätzen gebracht – teils mussten dafür Seilgeländer errichtet werden, um ein sicheres Absteigen zu ermöglichen. Von dort gab es wieder einen Shuttledienst mit Einsatzbussen. Somit wird verständlich, dass hier enormer Aufwand an Rettern, Material und Logistik sowie Vorbereitung durch die Einsatzleitung notwendig war!
Die jahrelange gute Zusammenarbeit mit den Bediensteten der Katrinseilbahn hat sich dabei ebenso bewährt wie das Können und die Kameradschaft der Bergretter von Bad Ischl und Bad Goisern.
Wer sich nach diesem Bericht den Ablauf konkret vorstellen kann, wird sich wundern: Alarm 15h mit Abfahrt vom Stützpunkt in Bad Ischl – um 19h waren alle 74(!) Teilnehmer wohl behalten dort wieder eingelangt und nahmen die freundliche Einladung der Katrin GmbH zu einem heißen Gulasch gerne an!
Zugegeben – auch die EL war über die ebenso rasche wie professionelle Bergung sehr erfreut, wir hatten mit zumindest 1h Mehraufwand gerechnet!
Unser Dank gilt den Figuranten, der Katrinseilbahn GmbH sowie allen Bergrettern und speziell den Einsatzleitern H. und M. Zopf sowie Daniel Schrag.
Dr. Bernhard Schmid
Bilder: Pilz Gerhard + Kain Rudi
Bergetruppe Katrinseilbahn - Mitarbeiter:
Anzeige der Wege der verschiedenen Bergegruppen in Google Earth und in Topo Austria 2.
Vorteile für Bergrettung: Jede Bergung wird zeitlich exakt festgehalten. Übersicht, ob alle Bereiche abgesucht wurden.